Kitesurf-Ausrüstung und Preise
An sonnigen Tagen ist der Himmel über dem Walchensee nicht blau, sondern bunt. So viele Kites in den unterschiedlichsten Farben leuchten dann in der Sonne – und auf dem Wasser zischen die Kitesurfer hin und her. Wer würde da nicht gerne gleich mitmachen? Aber dafür brauchst du natürlich die passende Ausrüstung. Welche das ist, worauf Du achten solltest und wie hoch die Kosten für Deine Kite-Ausrüstung sind, das erfährst Du hier.
Die Essentials
In jedem Sport gibt es ein paar Basics, ohne die nichts geht. Beim Skifahren sind das die Skier, beim Golfen die Golfschläger und beim Klettern die Schuhe und die Sicherung. Beim Kitesurfen gibt es drei Basics, ohne die Dein Kitesurf-Abenteuer buchstäblich ins Wasser fällt: Kite, Bar und Board.
Dass beim Kitesurfen der Kite an erster Stelle steht, liegt irgendwie auf der Hand. Der Kite ist Dein wichtigster Ausrüstungsgegenstand und entscheidet darüber, ob Du überhaupt aufs Wasser kannst oder nicht. Denn Kites unterscheiden sich in der Machart (dazu mehr unten) und in der Größe – und die Größe Deines Kites entscheidet darüber, wie viel Wind Du zum Kiten brauchst – und auch, wann es zu viel Wind ist!
Der zweite wichtige Ausrüstungsgegenstand ist die Bar und damit verbunden auch das Trapez. Das Trapez ist gewissermaßen Deine Sitzfläche beim Kiten, denn im Gegensatz zum klassischen Surfen stehst Du nicht einfach locker auf dem Board, sondern bist immer mit Deinem Kite verbunden. Diese Verbindung läuft über die Bar, die Stange, die Du in der Hand hältst und mit der Du den Kite steuerst.
Last but not least: das Board. Auch hier gibt es unterschiedliche Typen und Größen, deren Auswahl davon abhängt, wie Du kiten möchtest (z. B. Fokus auf Geschwindigkeit oder Wendigkeit) und wie viel Erfahrung Du bereits mit Kitesurfen hast.
Kitesurfen: Welchen Kite brauche ich?
Bei den vielen verschiedenen Typen, Macharten und Größen von Kites verliert man schnell den Überblick. Deshalb ist es wichtig, dass Du Dich vor einem Kauf gut beraten lässt und am besten auch schon mal unterschiedliche Kites ausprobierst, denn so schützt Du Dich vor (teuren!) Fehlkäufen.
Grundsätzlich gibt es zwei Typen von Kites: Inflatables (die Du aufpumpst) und Soft- oder Mattenkites (deren Tubes der Wind aufbläst). Auch wenn es tolle Softkites gibt, konzentrieren wir uns hier auf die Inflatables. Dieser Typ Kite hat den Vorteil, dass er, sobald Du ihn einmal aufgepumpt hast, seine Form beibehält und auch etwas einfacher aus dem Wasser zu starten ist. Deshalb haben sich Inflatables auch etwas weiter durchgesetzt.
Neben den unterschiedlichen Typen von Kites hast Du vielleicht schon mal was von den drei wichtigsten Formen von Kites gehört: C-Shape, Hybrid und Bow Kite. Sehen wir uns zuerst einmal den C-Shape Kite an: Dieser ist wie der Buchstabe C geformt und hat daher seinen Namen. C-Shapes sind schnell zu lenken („drehen schnell“) und haben einen kräftigen Lift, also ziehen Dich sehr schnell. Deshalb wird diese Art von Kites von fortgeschrittenen Kitern bevorzugt, wenn sie auf dem Wasser Tricks und Sprünge bzw. Loops machen wollen.
Auf der anderen Seite steht der Bow-Kite, sie haben den Vorteil, dass sie stabiler in der Luft stehen, leichter aus dem Wasser zu starten sind und man sie einfacher aus dem Wind nehmen kann („depowern“). Außerdem haben sie einen weiteren großen Vorteil, denn sie decken eine größere Windrange ab, das heißt mit einem Bow Type Kite kannst Du bei mehr unterschiedlichen Windstärken raus aufs Wasser. Deshalb sind die Bow Kites nicht nur für viele Anfänger erste Wahl, sondern auch viele Fortgeschrittene schwören auf den flexibel einsetzbaren Kite.
Dazwischen gibt es dann noch den Hybrid, der versucht, die beiden Systeme miteinander zu verbinden, zum Beispiel durch eine gemischte Anbringung der Leinen oder durch eine stärkere Neigung des Kites in Richtung des C-Shapes.
Jetzt also nur noch die Größe des Kites: Ganz generell gilt, je kleiner der Kite, desto höher die Windstärke. Warum? Ganz einfach: Wenn Du bei hoher Windstärke einen großen Kite fliegst, reißt es dich direkt vom Board, denn der Auftrieb ist durch die große Fläche einfach viel zu stark. Der Kite wird unkontrollierbar und Du läufst Gefahr, Dich zu verletzen. Anders herum ist bei geringen Windstärken ein großer Kite von Vorteil, denn er „fängt“ viel Wind ein und so kannst Du selbst bei einer leichten Brise raus aufs Wasser.
Und was heißt das jetzt? Die meisten Kites werden von 6 m² bis 14 m² Fläche verkauft, wobei ein 12 m² Kite eine recht große Windrange von rund 14 bis 21 Knoten abdeckt. Wenn Du viel an sehr windigen Spots unterwegs bist, solltest Du einen kleineren Kite wählen, ansonsten ist ein Kite zwischen 10 und 12 m² (ein sogenannter Intermediate) meist eine gute Wahl. Dazu kommt jetzt aber auch noch Dein Körpergewicht, denn je schwerer Du bist, desto größer sollte der Kite sein.
Keine Sorge, Du musst jetzt keinen Taschenrechner rausholen. Wenn Du Dir einen Kite kaufen willst, schau Dir an, welche Windgeschwindigkeiten an den Spots herrschen, die Du gerne befahren möchtest, sprich mit den Leuten vor Ort, so erfährst Du, welche Windrange du abdecken musst. Bei Google kannst Du dann nach einem Rechner für Kitegrößen suchen, bei dem Du die Windrange und Dein Körpergewicht eingibst. Mit diesen Infos kannst Du dann in einen Kiteshop oder in eine Kiteschule mit Verkauf gehen und Dich vor Ort am besten auch nochmal beraten lassen. Unser Tipp: Manchmal gibt es Sonderangebote auf C-Shapes – aber egal wie verlockend das Angebot sein mag: Als Anfänger lass die Finger davon!
Kitesurfen: Die Bar und das Trapez
Im Gegensatz zum Kite ist die Bar zum Glück keine Wissenschaft für sich. Sicher, es gibt Unterschiede in der Breite der Bar (manche sind verstellbar, manche fix) und in der Anzahl von Leinen (die meisten Kites sind 4-Leiner) – aber mittlerweile gibt es bei den Bars recht einheitliche Standards. Und das ist auch gut so, denn die Bar ist nicht nur das Instrument, mit dem Du den Kite steuerst, sondern auch das wichtigste Sicherheitsfeature beim Kiten.
Heutzutage hat sich ein dreistufiges Sicherheitssystem durchgesetzt. Dabei kann die Bar im ersten Schritt einfach losgelassen werden, um den Kite aus dem Wind zu nehmen. Im zweiten Schritt gibt es einen Quickrelease und danach die Möglichkeit, sich über die Safety Leash komplett vom Kite zu lösen. Letzteres muss man zum Glück nur in absoluten Ausnahmefällen machen – aber durch dieses Sicherheitssystem ist Kiten mittlerweile zu einem sehr sicheren Sport geworden. Die häufigste Fehlerquelle bei der Bar ist daher nicht das System oder die Breite sondern der Preis, denn die meisten Menschen unterschätzen die Kosten für eine moderne Bar. Diese fangen nämlich neu bei rund 400 Euro an und Du kannst für eine gute Bar auch schnell mal zwischen 600 und 800 Euro hinblättern.
Jetzt zum Trapez: Hier wird zwischen Hüft- und Sitztrapez unterschieden. Das Hüft-Trapez ermöglicht größere Freiheit, das Sitztrapez ist für Anfänger besser geeignet – letztlich ist es eine Geschmacksfrage, aber wer längerfristig Spaß am Kiten haben will, ist mit einem Hüft-Trapez oft besser bedient. Auch hier unser Tipp: Wenn Du Deinen Kite-Schein machst, probiere beides einmal aus!
Kitesurfen: Welche Boardgröße brauche ich?
Jetzt zum letzten Teil der unverzichtbaren Ausrüstung: dem Board. Hier gibt es zwei wesentliche Typen: Die Directionals, bei denen das Board wie ein Surfboard in eine bestimmte Richtung geformt ist, und die Twin-Tips, die zu beiden Seiten gleich geformt sind.
Wie beim Snowboarden werden Directionals bevorzugt, wenn man vor allem hohe Geschwindigkeiten erreichen möchte ohne großen Wert auf Wendigkeit zu legen. Twin-Tips hingegen ermöglichen eine größere Flexibilität insbesondere beim Wenden ohne Fußwechsel und auch bei Tricks und Loops. Daher haben sich Twin-Tips im Alltagsgebrauch in den vergangenen Jahren durchgesetzt. Daneben gibt es noch zahlreiche Untergruppen von Boards, zum Beispiel Freeride (besonders für Anfänger), Freestyle (etwas härter, besser für Fortgeschrittene) und Wakestyle (für Tricks an Obstacles) – wichtiger als die Art des Boards ist aber die Größe.
Surfschulen ermöglichen meist den Einstieg auf einem sehr großen Board, ein sogenanntes Door, das zwischen 1,80 Meter und 1,60 Metern bei rund 50 Zentimeter Breite messen kann. Dieses Board ist für den Einstieg besonders geeignet und auch erfahrene Kitesurfer packen es manchmal noch aus, wenn gerade wenig Wind herrscht (großes Board gleich viel Auftrieb). Wirst Du besser und willst mehr Tricks machen und Dich freier auf dem Wasser bewegen, wird das Board kleiner. Die genaue Größe hängt hierbei nicht nur von der Erfahrung sondern auch von Deinem Gewicht ab. Wenn Du in einen Kiteshop gehst, solltest Du Dich daher auf jeden Fall beraten lassen – wenn Du Dir Deine Ausrüstung ohne Beratung online kaufen möchtest, wird für Fortgeschrittene abhängig vom Körpergewicht ein Board zwischen 128 x 38 cm (leichter Surfer) und 136 x 40 cm (schwerer Surfer) empfohlen.
Und was brauche ich noch zum Kitesurfen?
Neben diesen Essentials empfehlen wir unbedingt die Anschaffung von einem Neopren-Anzug. Ein guter Neo hat gleich mehrere Vorteile. So sorgt er nicht nur dafür, dass Du früher im Jahr Kitesurfen kannst, weil er niedrige Wassertemperaturen ausgleichen kann, sondern er schützt Dich grundsätzlich vor Auskühlung, so dass Du auch an einem warmen Tag länger im Wasser bleiben kannst. Außerdem schützt er bei unvermeidlichen Stürzen auf die Wasseroberfläche, indem er die Haut vor dem Impact abschirmt.
Gerade wenn Du in Gewässern mit scharfen Kanten oder Steinen unterwegs bist oder hohe Loops machst, solltest Du außerdem über die Anschaffung von Protektoren nachdenken, die bestimmte Körperpartien wie z. B. den Rücken schützen können.
Kosten für eine Kitesurf-Ausrüstung
Kitesurfen ist häufig als sehr teurer Sport verschrien – und sicherlich ist der Einstieg kostspieliger als bei anderen Sportarten, denn es bedarf einiges an Material, bevor man überhaupt loslegen kann. Dennoch liegen die Kosten nicht über der von beispielsweise einer guten Ski-Ausrüstung. Und wie beim Kauf von Skiern reichen die Preise von günstig bis sehr teuer.
Als Faustregel haben sich rund 2.000-2.400 Euro für eine komplette neue Ausrüstung und rund 1.000-1.200 Euro für eine komplette gebrauchte Ausrüstung etabliert. Grundsätzlich gilt, dass das Equipment neu rund doppelt so teuer ist wie beim Gebrauchtkauf. Ein neuer Kite kostet dich je nach Modell zwischen 1.000 und 1.400 Euro (auch abhängig davon, ob die Bar mit dabei ist oder nicht), das Board rund zwischen 500-600 Euro und das Trapez noch einmal etwa 150 Euro.
Das hört sich nach viel Geld an – und ist es sicher auch, aber wer langfristig Kiten möchte, kommt um diese Investition leider nicht herum, da sich die Kosten für das Leihen von Ausrüstung schnell summieren (für eine Woche Material zahlst Du ebenfalls schnell 500 Euro). Deshalb raten Dir viele Profis vom Leihen der Ausrüstung ab, weil sie „zu teuer“ sei. Das mag in ihren Augen sicherlich stimmen, aber sie vergessen dabei auch schnell, dass sie eben schon seit Jahren kiten und wissen, worauf man achten muss und wissen, dass sie ihre Ausrüstung auch nutzen. Das ist bei Anfängern oft nicht der Fall – deshalb empfehlen wir neben dem obligatorischen Kurs in einer zertifizierten Kite-Schule auch, vor Ort direkt unterschiedliche Ausrüstung zu testen. Das schützt vor Fehlkäufen – und manche Kite-Schule zieht die Kosten für den Verleih gar vom Kaufpreis ab.
Ratgeber Kitesurfen
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