Anlässlich des Weltwassertags am 22. März verleihen die internationale Umweltstiftung Global Nature Fund (GNF) und das Netzwerk Lebendige Seen Deutschland ihren Titel „Lebendiger See" an den einzigartigen Landschaftsraum der Holsteinischen Schweiz und seine Gewässer.
Radolfzell, 19. März 2020
In den 90er Jahren für bereits ausgestorben gehalten, kehrte der Fischotter vor einiger Zeit quicklebendig nach Schleswig-Holstein zurück: Er erfreut sich der Seen und Flüsse der Holsteinischen Schweiz und breitet sich langsam, aber sicher in ganz Schleswig-Holstein wieder aus. Damit steht er exemplarisch für den ökologisch guten Gesamtzustand der Region zwischen Lübecker Bucht und Kieler Förde. Darüber hinaus bieten die über 200 Gewässer der Holsteinischen Seenplatte rund um Plön einer Vielzahl von Tier- und Pflanzenarten eine Heimat. So gedeiht das seltene Große Nixenkraut in den klaren Tiefen des Suhrer Sees, geduldige Beobachter können dem Eisvogel am Behler See beim Stoßtauchen zuschauen und über allem kreist der stolze Seeadler.
Um den einzigartigen Charakter der Holsteinischen Schweiz herauszustellen und das Engagement aller Akteure, die sich im Seen- und Fließgewässerschutz engagieren, zu würdigen, zeichnet der Global Nature Fund und das Netzwerk Lebendige Seen Deutschland die Seen der Region als „Lebendige Seen des Jahres 2020“ aus. Zusammen mit ihren Partnern tragen die Netzwerkpartner Wasser Otter Mensch e.V. sowie die Integrierte Station Holsteinische Schweiz dazu bei, den guten Zustand der attraktiven Seenlandschaft zu erhalten und dem Druck auf die sensible Landschaft entgegenzuwirken, der von wachsender Besiedlung, Landwirtschaft, Freizeitnutzung und zunehmenden Tourismus ausgeht. Weite Teile der Landschaft der Holsteinischen Schweiz sind als Schutzgebiete von nationaler und europäischer Bedeutung sowie als Naturpark heute bereits ausgewiesen. In ihrem Anspruch, mit Bemühungen für Umwelt- und Naturschutz nicht nachzulassen, können sich die Partner auf starke Unterstützung verlassen.
„Die Dokumentation der Wasserqualität in der Holsteinischen Seenplatte verdankt die Region nicht zuletzt dem unermüdlichen Einsatz zahlreicher ehrenamtlicher Naturschützer. Seit rund 30 Jahren engagieren sich u.a. Messstellen-Betreuerinnen und -Betreuer im SeenBeobachtungsprogramm und erfassen wöchentlich in der Vegetationsperiode die Sichttiefe an 35 Gewässern. Außerdem werden Wasserproben an insgesamt 46 Messstellen entnommen und ausgewertet. Ziel ist es, die Entwicklung der Gewässer zu verfolgen und auf Bedrohungen für das beliebte Naherholungsgebiet aufmerksam machen zu können. Mit der Auszeichnung ‚Lebendige Seen des Jahres 2020‘ möchten wir auch den Vorbildcharakter des Seenbeobachtungsprogramms für andere Seenlandschaften hervorheben“, so Udo Gattenlöhner, Geschäftsführer des Global Nature Fund.
1991 rief der Kreis Plön das Seenbeobachtungsprogramm ins Leben. Seit 2019 wird es von Wasser Otter Mensch e.V. mit der jeweiligen Unterstützung des Landesamtes für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume weitergeführt. Über die Website www.seen-transparent.de kann die interessierte Öffentlichkeit alle erfassten Sichttiefen seit 1991, Nachweise und Auswertungen einsehen. Die Webseiten mit dem Datenarchiv sind demnach auch eine Art „Umweltgedächtnis“ für die Seen der Holsteinischen Schweiz rund um Plön. In diesem Jahr wurde die Wilo-Foundation als Förderer dazugewonnen. Die Stiftung unterstützt die Arbeit des Netzwerks Lebendige Seen Deutschland und möchte dies in den kommenden Jahren fortsetzen.
Ihr Vorstandsmitglied Evi Hoch erläutert das Engagement: „Wir fördern weltweit Projekte rund um die Ressource Wasser, darunter die Initiativen des Global Nature Fund. Bei unserer Entscheidung für das Netzwerk Lebendige Seen Deutschland überzeugte uns vor allem der nachhaltige Ansatz. Wir unterstützen hier eine langjährige Kooperation von besonders engagierten und fachkompetenten Menschen, die vorbildliche Ideen zum Umwelt- und Gewässerschutz entwickeln. Dabei schauen sie auf konkrete Ökosysteme, haben aber stets auch das große Ganze einer lebendigen und lebenswerten Natur im Blick.“
Auch Torben Johannesen, dreifacher Welt- und Europameister mit dem Deutschland-Achter, ist dem Netzwerk Lebendige Seen Deutschland eng verbunden: „Der Rudersport ist auf den Lebensraum Wasser angewiesen. Eine gute Qualität der Gewässer und ihrer Ökosysteme sind für uns extrem wichtig. So liegt es nahe, dass wir uns als Team Deutschland-Achter als Botschafter für die bewährte Umweltinitiative ‚Lebendige Seen Deutschland‘ und das Engagement des Global Nature Fund und seiner Partner für die Seenlandschaft der Holsteinischen Schweiz stark machen“, sagt Johannesen. Den Fischotter und seine Freunde der Holsteinischen Flora und Fauna wird es freuen.
Weitere Informationen unter:
www.globalnature.org/de/lebendige-seen-2020
Hintergrund
Global Nature Fund (GNF)
Zu den Aufgaben des GNF gehören die Förderung des Natur- und Umweltschutzes sowie des Tierschutzes, die Initiierung und Durchführung von Natur- und Umweltschutzprojekten zur Erhaltung der Tierwelt und zum Schutz wandernder Tierarten, ihrer Lebensräume und Wanderrouten, die Entwicklung von Modellprojekten zur Förderung nachhaltigen Wirtschaftens, Publikationen und Veranstaltungen zu Themen des Natur- und Umweltschutzes sowie die Förderung von internationalen Konventionen zum Artenschutz. Der GNF engagiert sich international mit Projekten in den Bereichen Naturschutz, nachhaltige Entwicklungszusammenarbeit, Wasser & Living Lakes, Biodiversität & Unternehmen sowie Umweltbildung.
Netzwerk Lebendige Seen Deutschland
Das Netzwerk „Lebendige Seen Deutschland" wurde 2009 vom Global Nature Fund ins Leben gerufen. Es ist verknüpft mit der erfolgreichen internationalen Umweltinitiative "Living Lakes", die über 140 engagierte Partnerorganisationen weltweit einschließt. Im Mittelpunkt des Netzwerks stehen die dauerhafte und nachhaltige Entwicklung von Seen und Feuchtgebieten. Das Netzwerk schafft eine Plattform für den Erfahrungsaustausch und die Zusammenarbeit zwischen den Organisationen, die vor Ort für den Schutz der Seen und Feuchtgebiete aktiv sind.
Mehr Informationen unter: www.globalnature.org/Netzwerk-Deutschland
Wasser Otter Mensch e.V. (WOM e.V.) & Integrierte Station Holsteinische Schweiz
Seit 1999 engagieren sich die Mitglieder des WOM e.V. für die Wiederbesiedelung der schleswig-holsteinischen Gewässer durch den Fischotter sowie der damit verbundenen Umweltschutzziele. Die Umsetzung der europäischen Wasserrahmenrichtlinie sowie der NATURA 2000 Richtlinie werden vom WOM e.V. aktiv unterstützt und umgesetzt. Aus dieser Initiative hervorgegangen ist 2017 die Integrierte Station. Die Integrierte Station Holsteinische Schweiz ist eine Außenstelle des Landesamts für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume (LLUR). Sie arbeitet schwerpunktmäßig zum Auenschutz in der Holsteinischen Schweiz. Die Station unterstützt und koordiniert als lokale Anlaufstelle Naturschutzarbeit im Gebiet zwischen Kiel, Lübeck, Bad Segeberg und Heiligenhafen. Besonderes Augenmerk gilt dabei den Seen der Holsteinischen Schweiz.
Mehr Informationen unter:
www.wasser-otter-mensch.de
www.schleswig-holstein.de/DE/Fachinhalte/N/naturschutz/